Auf den ersten Blick mag es paradox erscheinen: Obwohl wir weniger verbrauchen, steigen die Netznutzungsentgelte. Um das aufzulösen, braucht es eine genauere Betrachtung.
- Ausbau der Strommetze – in diesem Geschäftsjahr wurden 520 Millionen Euro in die Transformation des Energienetzes investiert
- Gas: weniger Verbrauchende und neue Rolle im Internationalen Gasnetz (Wegfall der Tansitentgelte)
- Sommerrabatt: durch geändertes Konsumverhalten können die Kosten gesenkt werden
Warum werden die Netznutzungsentgelte erhöht?
Kommt es zur Erschließung erneuerbarer Energiequellen, gilt Niederösterreich als Vorzeigeland. 34 Prozent der Sonnen- und Windkraftanlagen in Österreich stehen in unserem Bundesland. Diese Transformation des Energiesystems kann aber nur mit einem steten Ausbau der Infrastruktur einhergehen. Um den gesetzlichen Auftrag, Niederösterreich sicher mit Energie zu versorgen, erfüllen zu können, investiert die Netz Niederösterreich alleine in diesem Geschäftsjahr mehr als 520 Millionen Euro in den Ausbau. Dieser bedeutet für uns einen strukturellen Umbau des niederösterreichischen Stromnetztes auf allen Ebenen.
Dem Gesetzesentwurf der E-Control folgend würde das einen finanziellen Mehraufwand im Bereich des Stromsektors für einen durchschnittlichen niederösterreichischen Haushalt von 30 Euro (brutto) pro Jahr bedeuten.
Besonders signifikant zeigt sich der Wandel im Bereich des Gasnetzes. Hier geht der Gasverbrauch stetig zurück. Vor allem Raumwärmebereich erzielen thermische Sanierungen sowie die Umrüstung der Heizsysteme auf Wärmepumpen, Fernwärme oder Pelletsheizung Einsparungspotenzial.
Für uns als Netzbetreiber bedeutet dies allerdings, dass die Erhaltungskosten auf weniger Nutzende aufgeteilt werden müssen. Dazu kommt noch die veränderte Rolle des österreichischen Gasnetzes im europäischen Gesamtkontext. Einnahmen aus dem Gastransit in andere westliche Länder entfallen wegen des Gasembargos gegen den Großexporteur Russland. Diese beiden Faktoren lassen die Kosten für das Gasnetz steigen.
Auch wenn die Erhöhung der Entgelte deutlich ausfallen, liegen die Gasnetzkosten in Niederösterreich im Österreich-Vergleich immer noch im unteren Drittel. Konkret wird das für Durchschnittshaushalte 100 Euro (brutto) Mehraufwand bedeuten.
Mittelfristig wird es gesetzlicher Rahmenbedingungen bedürfen, die Anreize für die Nutzung alternativer Energiequellen schaffen. Parallel dazu braucht es regionale und lokale Lösungen für Haushalte, um die bestehende Infrastruktur zielgerichtet einzusetzen.
Als Netzbetreiber stehen wir vor der Aufgabe, die Netze zukunftsfit umzugestalten. Notwendige Investitionen müssen nun getroffen werden, um den Wirtschaftsstandort Niederösterreich zu sichern und damit die Lebensqualität der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher zu erhalten.
Nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung wird uns dieser Weg in eine erneuerbare Energiezukunft möglich sein.
Was können Haushalte machen, um die Netzgebühren zu senken?
Private Haushalte können mit eigener Energiegewinnung und Speicherung ihre Netznutzung senken. Je mehr vom eigen produzierten Strom man selbst verbrauchen kann, desto weniger muss man das Netz zum Einspeisen und Entnehmen nutzen.
Haushalte ohne eigener PV-Anlage können mit einem zielgerichteten Konsumverhalten durch zeitliche Taktung deutliche Reduktionen erzielen. Um dieses anzuregen, schlägt die E-Control einen „Sommerrabatt“ vor: Wer Strom zwischen April und September in den sonnenreichen Stunden zwischen 10 und 16 Uhr verbraucht, soll um 20 Prozent weniger Netznutzungsentgelt dafür bezahlen.
Um Flautezeiten zu überbrücken, bedarf es eines Energiemixes, das heißt, die Kombination unterschiedlicher erneuerbarer Energiequellen. Energiegemeinschaften zeigen hier bereits Erfolge, wie auch private Haushalte ihre Netzgebühren senken können.